Apple M1 Macbook
Wenn ich als technikbegeisterter Mensch nur ein Wort wählen dürfte, das den Apple M1 SoC beschreibt, wäre es vermutlich “spektakulär”.
Die Leistung, die in diesem “kleinen” Chip steckt ist fast schon unglaublich und man fragt sich, wie Apple das gemacht hat. Vor allem wenn der geringe Verbrauch (Stromaufnahme in Watt) betrachtet wird und diese dem alten Platzhirschen direkt Intel und AMD gegenüberstellt.
So viel Leistung für so wenig Watt gab es noch nie für den Desktop Massenmarkt.
Als vor einigen Monaten die ersten Gerüchte und Leaks zu dem neuen Apple Prozessor durch die Technik Blogszene getrieben wurde, war ich zwar überzeugt, dass Apple einen soliden Prozessor (SoC) abliefern wird, schließlich hatte Apple bereits 10 Jahre Erfahrung im Chip Design, die eigenen Smartphones (iPhone) und Tablets (iPad) wurden seit 2010 erstmals mit dem Apple A4 SoC ausgeliefert und galten fortan zweifelsohne zu den schnellsten Mobilen Prozessoren.
Doch der Desktop Markt ist eine andere Liga, dort ist Apples Konkurrent nicht mehr Qualcom, Samsung und Huawei, sondern Goliath persönlich, der Gigant Intel, der seit 40 Jahren nichts anderes macht als Prozessoren zu bauen und bisher (mal ausgenommen die kurze Athlon 64 Architekturphase) auf dem Desktopmarkt unangetastet war.
Wenn ich ehrlich bin dachte ich sogar, dass der Apple Chip gute 20% langsamer sein wird, als die herkömmlichen Intel, AMD x86/64 Chips.
Als Apple Macbook M1 im Oktober in der Keynote vorgestellt hat, wurde nur so mit Marketing Diagrammen und Balken um sich geworfen
- schnellste CPU in einem Notebook
- 5nm, 16 Milliarden Transistoren
- bis zu 3.9x schneller
- 3x higher performance per Watt
- die Batterie hält 2.5 x so lange
und so weiter … Solche Shows habe ich schon viel zu oft gesehen, um zu wissen, dass es pures Marketing ist und nur unter sehr speziellen und geeigneten Bedingungen zutrifft, sprichwörtlich Rosinenpickerei in Disziplinen, wo die CPU/GPU glänzt, aber das ist okay, denn Intel, nVidia etc. machen auch nichts anderes.
Überzeugt war ich nicht, da ich bisher mein Intel Macbook als ausreichend schnell empfunden habe. Bis ich selbst im Apple Store den M1 getestet habe -zufälligerweise hatte ich mein Macbook dabei, da ich gerade von einem Kundentermin kam – und ein paar kleinere Benchmarks durchführen konnte. Am liebsten hätte ich den M1 sofort mitgenommen, doch leider waren die im Apple Store vorrätigen Geräte alle ausverkauft.
Vor einer Woche kam das gute Stück endlich an und ich konnte das Macbook M1 ausgiebig testen, damit arbeiten (Programmieren und Fotobearbeitung) etc..
Es ist schnell, es ist so unglaublich schnell, das hätte ich nicht für möglich gehalten und der Akku, ein Traum, ich muss keinen einzigen Gedanken an die Batterie verschwenden, da selbst nach 10 Stunden Arbeit immer noch genug Saft in der Batterie steckt, damit ich die halbe Nacht durchpowern könnte.
Hier könnte der Artikel enden. Einen einzigen Kritikpunkt habe ich jedoch, der mich überlegen lässt das Gerät nicht weitere zu nutzen und wieder zu verkaufen, nein, es sind nicht die viel zu wenigen (nur ganze 2 Stück) USB Anschlüsse, die Alle bemängeln. Es ist viel mehr das Problem, dass Windows aktuell nicht auf einem Macbook M1 lauffähig ist. Ob es überhaupt möglich sein wird, ist fraglich.
Ich habe etwas nachgedacht und die Situation reflektiert und ich vermute dass es sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern wird und somit wird vielleicht auch nie offiziell Windows 10 native auf einem Apple M1 laufen. Es ist nicht nur die alleinige Schuld von Microsoft, die bisher keine ARM Version von Windows 10 zum Kauf anbieten. Sobald Microsoft seine Windows ARM Version freigibt wird sich ein weiteres Problem ergeben.
Damit ein Betriebssystem startet und vor allem vernünftig nutzbar ist, sind jede Menge Treiber nötig.
Ähnlich wie es bereits diverse Hersteller am Smartphonemarkt machen, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Apple die Treiber ebenfalls nicht dokumentieren und für Windows veröffentlichen wird.
Da der M1 ein System on Chip ist, sprich, die CPU, GPU (Grafikeinheit), Systemcontroller, I/O Controller von Apple selbst stammen und nicht wie bisher von Drittherstellern wie Intel, AMD, Nvidia müsste Apple selbst erst einmal einen Treiber für Windows entwickeln, testen und schließlich diesen auch pflegen. Für die paar Prozent an Usern, die Windows auf dem Macbook tatsächlich nutzten würden, wird Apple die Kosten, den Zeitaufwand und das letztendliche Risiko einer Sicherheitslücke nicht eingehen.
Natürlich kann ich hier auch komplett falsch liegen, es wäre nicht das erste Mal, dass Apple mich positiv überrascht, was ich bereits am Anfang des Artikels geschrieben habe.
Da ich beruflich auf einige Programme angewiesen bin, die Native auf Windows laufen müssen (Netzwerktools), ist das für mich ein sehr großer Nachteil.
Letztendlich bedeutet es (Stand heute), dass ich das Macbook M1 aktuell nur privat nutzten kann. Doch auf zwei Notebooks habe ich ehrlich gesagt keine Lust, da ist mir der Wertverlust und der administrative Aufwand zu groß.